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Interview mit Prof. Dr. Jutta Rump

Dr. Jutta Rump, Themensäule "Chancengleichheit & Diversity"


Warum sind die Themen Diversity und Chancengleichheit heute wichtiger denn je?


Demografische, wirtschaftliche, technologische sowie gesellschaftliche Trends und Entwicklungen zwingen Unternehmen, über ihre bisherige Personalpolitik und Führung nachzudenken.
Starre Strukturen sowie das Streben nach homogenen Belegschaften gehören der Vergangenheit an. Stattdessen zeigt sich mehr und mehr eine Diversität unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, auf die sich Führung und Personalmanagement einstellen muss. Zu Ende gedacht würde der Umgang mit Vielfalt eine Individualisierung der Personalarbeit bedeutet.


Vielfalt resultiert einerseits aus den Trends in der Arbeitswelt. Andererseits führt Vielfalt und insbesondere das Managen von Vielfalt dazu, die ökonomischen Herausforderungen zu bewältigen. Mehr Perspektiven und mehr Potenziale, die es zu heben gilt, tragen dazu bei, den Unternehmenserfolg zu sichern. Darüber hinaus lässt sich ein gelungener Umgang mit Diversity sowie das Streben und Erreichen von Chancengleichheit zur Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber nutzen.


In welchem Bereich dieser Themenfelder sehen Sie aktuell bei Unternehmen den größten Nachholbedarf?


Der Umgang mit Vielfalt, auch als Diversity Management bezeichnet, ist eher eine Philosophie als ein definiertes Konzept. Im Kern geht es um die Überzeugung, dass die Wertschätzung der Vielfalt einen Wettbewerbsvorteil für ein Unternehmen darstellen kann, wenn sie richtig gemanagt wird.
In der derzeitigen betrieblichen Praxis stehen im personalpolitischen Zusammenhang mit Vielfalt insbesondere die drei Themenschwerpunkte „Gender – Alter / Generationen – Kulturdiversität“ im Fokus. Mehr und mehr wird die Gruppe der Menschen mit Handicap berücksichtigt. Die sexuelle Orientierung hingegen bleibt im Rahmen des Diversity Management meist noch unbeachtet. Und wenn sie beachtet wird, dann eher als Sensation.


Unabhängig davon lässt sich beobachten, dass sich viele Unternehmen auf der Instrumentenebene auf den Weg gemacht haben (Frauenfördermaßnahmen, Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie / Pflege, Alternsgerechte Personalentwicklung, Berücksichtigung der Generation Y, …). Dies ist sicherlich die richtige Richtung, es darf jedoch nicht aus den Augen verloren werden, dass die eigentliche Herausforderung im Umgang mit Stereotypen liegt. Erst wenn alle Akteure innerhalb und außerhalb des Betriebs sich dieser Thematik bewusst sind und für sich Wege aus den Stereotypenfallen gefunden haben, ist das Fundament für Diversity und Chancengleichheit gelegt.


Inwieweit können Sie mithilfe der Initiative Neue Qualität der Arbeit das Thema Chancengleichheit und Diversity in Betrieben mit positiver Wirkung mitgestalten?


Die Initiative Neue Qualität der Arbeit hat Diversity und Chancengleichheit als eine von vier Säulen identifiziert, die die Zukunftsfestigkeit eines Unternehmens aus arbeitsorganisationaler und personalwirtschaftlicher Sicht sichert. Als Themenbotschafterin kann ich auf die Bedeutung von Diversity und Chancengleichheit aufmerksam machen und die Potenziale, die mit dieser Thematik verbunden sind, aufzeigen. Durch die konkreten Handlungshilfen insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen werden Umsetzungsmöglichkeiten angeboten, die im Arbeitsalltag gut integriert werden können. Gerade für das Thema „Diversity und Chancengleichheit“, das im Moment noch als „Hidden Champion“ im Rahmen der Personalarbeit wahrgenommen wird, ist eine hohe Praktikabilität und Konkretheit notwendig.